Zusammenfassung:
Im Zeitraum vom 1.10.1985 bis 31.12.1987 wurde 93 Patienten (82 Männer und 11 Frauen)
mit Achillessehnenrupturen anhand eines ausführlichen Untersuchungsbogens befragt
und die bei der Operation gewonnenen histologischen Präparate untersucht. Bei 2 Patienten
handelt es sich um eine Reruptur nach 7 bzw. 8 Wochen eines zuvor ebenfalls operativ
versorgten ersten Risses, sechsmal ergab sich vor der jetzigen Ruptur aufgrund der
Vorgeschichte eine offensichtlich “inkomplette” Ruptur der gleichen Seite, 9 Patienten
hatten 2,5 bis 10 Jahre vor der jetzigen Ruptur der einen Seite einen Riß der anderen
durchgemacht. Bei 85,4 % war die Ruptur während einer sportlichen Betätigung eingetreten,
55 der 93 Patienten (= 59 %) gaben an, regelmäßig und über einen längeren Zeitraum
hinweg Sport getrieben zu haben. 32 % der Patienten berichteten über Beschwerden im
Bereich einer oder beider Achillessehnen.
Bei 80 Patienten mit Achillessehnenruptur, bei denen die Operation weniger als 10
Tage zurücklag, zeigten sich strukturelle Degenerationen, mindestens mittelgradig,
meistens aber schwer- oder sehr schwergradig (keine Abhängigkeit des Degenerationsgrades
vom Rupturalter). Die reparativen Veränderungen entsprachen im großen und ganzen in
ihrem zeitlichen Ablauf dem von der allgemeinen Pathologie her bekannten. Außerdem
fanden sich bei 56 % der bis zu 4 Tage alten Rupturen reparative Vorgänge, die zeitlich
wesentlich fortgeschrittener waren. 6 der 10 zum Vergleich herangezogenen Achillessehnen
mit “Achillodynie” zeigten leichtgradige, 3 hingegen bis sehr schwergradige degenerative
Vorgänge.
Unsere Untersuchungen sprechen eindeutig dafür, daß die “strukturell-degenerativen”
Veränderungen prätraumatisch vorgelegen haben. Im Falle der Achillessehnenruptur konnten
sie nicht mehr durch reparative Vorgänge ausreichend kompensiert werden, bei der Achillodynie
gelang das noch. Die Ätiologie der strukturellen Degeneration steht im Mittelpunkt
zahlreicher endogener und exogener Faktoren als Ausdruck einer Überbeanspruchung bei
verminderter Reparation.
Abstract
From 1. October 1985 to 31. December 1987 93 patients (82 male, 11 female) with rupture
of the achillestendon were investigated by means of a questionaire, the specimens
obtained at operation were examined histologically.
In two cases the operation was for a re-rupture of the tendon, 7 and 8 weeks respectively
after the first operation. In 6 cases a rupture followed a so-called incomplete rupture
on the same side. 9 patients had had a tendonrupture of the other side between 2,5
and 10 years previously. 85,4 % of the ruptures took place during a sporting activity.
Of the 93 patients 55 (59 %) regulary took part in long term sporting activities.
Symptoms in the area of one or both achillestendons were experienced by 32 % of the
patients. 80 patients with an achillestendonrupture who were operated within 10 days
demonstrated structural degeneration of at least moderate proportions, mostly severe
or very severe (there was no relationship between the degree of degeneration and the
age of the rupture). The signs of repair were consistent with the age of the ruptur.
In 56 % of the ruptures up to four days old the repair process was considerably more
advanced than the age of the rupture would suggest. 6 of 10 patients with the so-called
“Achillodynie” demonstrated minor changes although 3 had more severe degenerative
changes.
Our inquiry clearly demonstrates that structural changes in the tendon took place
before the injury. In the cases of achillestendonrupture the processes of repair are
an-adequate to compensate for the degenerative changes. The etiology of the structural
degenerations is dependent on many endogenous and exogenous factors particularly the
inadequacy of the repair processes.